Adventsabendlied 22: "Freu dich Erd´und Sternenzelt"


Das so fröhlich klingende Weihnachtslied „Freu dich, Erd´ und Sternenzelt“ ist bis heute das beliebteste Weihnachtslied in Tschechien. Im Internet findet Ihr das - in seinem Ursprungsland getragener als bei uns gesungene - Lied mit dem Titel „Narodil se Kristus pan“ als „Hussitisches Weihnachtslied“.

Jan Hus – da müssen wir schon etwas tiefer in der Erinnerung an den Geschichtsunterricht graben. Allein aus der Kreuzworträtsellösung, die nach einem tschechischen Reformer fragt, erschließt sich die Geschichte der langen Religionskriege nicht.

Vielleicht haben wir anlässlich des Jubiläums des Konstanzer Konzils noch einmal von dem Mann gehört, der in der Kirchenoberenversammlung 1414 -1418 am Bodensee nicht widerrufen wollte und deshalb 1415 in Konstanz als „Ketzer“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. In der Bethlehemkirche in Prag hatte Jan Hus für jeden verständlich in tschechischer, statt in lateinischer Sprache gepredigt, trat dabei für Gewissensfreiheit ein und plädierte für ein werteorientiertes, einfaches Leben, er kritisierte die Modeorientierung und Prunksucht der Besitzenden – auch und besonders die des Klerus: Die Priester predigen wohl gegen unsere Unzucht und unsere Laster, aber von den ihrigen sagen sie nichts, also ist es entweder keine Sünde, oder sie wollen das Privilegium haben“. Damit machte er sich natürlich die Herrschenden zu Feinden: Exkommunikation, Verbannung, Flucht und zuletzt der Versuch der Verteidigung seiner Vorstellung einer Kirche als hierarchiefreier Gemeinschaft vor dem Konstanzer Konzil, das ihn daraufhin zum Tode verurteilte und am 6. Juli 1415 - mit einer verhöhnenden Schandkrone versehen - öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ. Seine Freunde bekamen im Abschiedsbrief zu lesen: Das aber erfüllt mich mit Freude, daß sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, daß sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten.“

605 Jahre sind seitdem vergangen und doch hat sich so viel gar nicht geändert. Noch vor 95 Jahren als Tschechien den 6. Juli zum Nationalfeiertag erklärte, brach der Vatikan für drei Jahre alle Beziehungen zu dem Land ab, das seinem Kirchenreformer gedachte. Heute sind es nicht mehr die öffentlichen Scheiterhaufen, auf denen man Kritiker und Reformer der Kirche und des Staates wegen ihrer Haltung tötet. Doch wie viele Menschen werden wegen ihres Glauben oder ihrer Haltung gefoltert, ermordet? Wie viele Anschläge werden angeblich aus Glaubensgründen verübt?

Wie viel unsägliches Leid wird über Menschen gebracht und wie viel Leid bringen Menschen über andere – Menschen, die doch als ein Wunder des Lebens geboren wurden - als die Zukunft, in die man Hoffnung setzte.

Es gibt tatsächlich Zahlen dafür, doch die sind kaum belastbar, denn wer kann wirklich beurteilen was Glaubensgründe sind? Auch bei Jan Hus war es doch eine recht weltliche Form von Macht, der er zum Opfer fiel. Da wollten Menschen, die nicht genug an Reichtum und Macht bekommen konnten und die sich alles und zu jeder Zeit alles was ihnen gefiel erlauben wollten und deren Sorge, dass das ein Ende haben und dass sie sich womöglich in eine Gemeinschaft der Gleichen einfügen müssten. 

Einer der es gewohnt ist, jedes Jahr mit einem noch stärkeren, größeren SUV die Straßen unsicher zu machen, wird alles tun, um nicht im kleinen E-Zoe – nicht etwa Schummelhybird – fahren zu müssen oder gar auf ein Fahrrad oder gar seine eigenen Beine reduziert zu werden.

Ihr meint das sei kein treffender Vergleich und der Bischof mit den Erste-Klasse-Flügen und -Lügen, dessen keineswegs selbst bezahlten „goldenen Wasserhähne“ ihn in das Leitungsteam des päpstliche Rates führte und die Kirchenmänner und -frauen, die sich an Kindern versündigten, deren Leben sie ihnen nahmen ohne sie zu töten, seien auch nur Ausnahmen? Mir fielen da noch so viele treffende und hinkende Vergleiche ein .... 

Die Psychologie sagt ja, dass die Dinge, die wir an der Oberfläche sehen – einem Eisberg gleich – etwa ein Siebtel des in Wahrheit darunterliegenden Berges ausmachen. Das zum Beispiel kann ich wirklich glauben. 

Es ist wirklich eine komplizierte Sache mit dem Glauben und das darüber Sprechen nicht weniger. Letzteres halte ich aber für das Einzige, das verstehen hilft, was jemand denkt oder sagen möchte.

Das Sprechen und nicht das Schlagen, der interessierte Austausch und nicht das sich gegenseitig Überzeugenwollen sind es, die man schon den Kindern „predigt“.

Wann fängt das „Wehr Dich“, „Lass Dir nichts wegnehmen“ an – das scheinbare „Verteidigen“, das doch in Wirklichkeit nur ein Unbedingt-Haben-wollen ist?

Wie schön wäre es, wenn das kindliche WARUM viel und ehrlich Platz in unserer Welt hätte, in unserem Alltag. Die Neugier und das Staunen ohne den Neid und die Gier, ohne das Gefühl zu wenig zu bekommen und beim Anderen zu viel zu sehen. Oh, das wünschte ich so sehr.

Als ich heute morgen meinen Kalender umschlug, stand auf der neuen Seite:

GUTE WÜNSCHE FÜR DICH

Mögest du immer eine Hand zu Festhalten finden,

wenn du mal ins Strudeln gerätst.

Mögest du immer Nahrung für deine Seele bekommen,

wenn du nach Zuwendung und aufbauenden Worten dürstest.

Mögest du immer ein Licht finden, das deine Stimmung aufhellt,

wenn sie düster ist.

Mögest du immer Zugang zu deinen inneren Kräften haben,

wenn du vor Herausforderungen stehst.

Gerne gebe ich diese guten Wünsche an Euch weiter ...