Adventsabendlied 3: "Es geht durch alle Lande"


Habt Ihr einen  Weihnachtsengel zu Hause?

Oder vielleicht gar mehrere?

 

Die Rauschgoldengel mit dem Wachsgesichtchen sind ja etwas aus der Mode gekommen. Dafür sieht man jetzt allerorten ein Stück Treibholz mit angeklebten Pappflügeln und einer Pappmachékugel als Kopf. Vielleicht habt Ihr ja so einen jetzt bei Euch stehen – zum Hängen wäre der zu schwer. Vermutlich habt Ihr keinen wie den in Heinrich Bölls „Nicht nur zur Weihnachtszeit“, der unentwegt „Frieden, Frieden“ flüstert oder?  Vielleicht habt Ihr einen mobbelig-runden aus Gips, der an die Nanas von Niki de Saint Phalle erinnert. Vielleicht habt Ihr auch eine der kleinen, rundlich-gedrechselten  „Jahresendflügelfiguren“ aus Thüringen, so eines mit rosigen Beinchen unter dem kurzen, weißen Hemdchen oder gar ein ganzes Orchester?

 

Ihr vermutet richtig, dass ich mehr als einen habe. Nicht etwa, weil ich die sammle. Nein – die sind mir alle zugeflogen. Sie kommen bei mir alle Jahre wieder im Advent  zum Vorschein und nach Neujahr wieder in der Kiste auf den Dachboden. Was sie da das ganze Jahr über machen, würde mich auch interessieren. Ich hoffe: Viel Gutes.

 

Das Gutestun erwartet man ja von den Engeln – nicht nur von denen „da oben“. Nein, auch wer „mein Engel“ oder gar „mein Engelchen“ sagt oder flüstert, erwartet viel Gutes.

 

In unserem heutigen Abendlied geht ein Engel still und unerkannt umher – niemand sieht ihn, er sieht alles. Letzteres fast ein wenig unheimlich.

Er ist den Kindern immer nah. Den Erwachsenen auch?

Gern ist er bei den „guten Kindern“  - hmmm – ich hatte nicht immer das Gefühl, ein gutes Kind zu sein, aber ich hab´ mich bemüht – hmmm.

 

Die Vorstellung von Engeln ist mit der Hoffnung auf das Gute verbunden. Das Gute, das ein Himmelbote schaffen soll, den wir nicht sehen.

 

Donatus Angele hat das 2016 in seinem Weihnachts-Limmerick-Drilling so beschrieben:

 

Träume vom Weihnachtsengel

 

Da wurde es Weihnachten wieder

Sie sangen die altgleichen Lieder
         Von Frieden und Freude,
         doch im hier und heute
stieg wieder kein Engel hernieder.

 

Da wird es Weihnachten wieder

Sie singen die altgleichen Lieder
         Von Frieden und Freude,
         und im hier und heute
steigt wieder kein Engel hernieder.

 

Da wird es Weihnachten werden

Sie hüten singend die Herden
         in Frieden und Freude,
         und im hier und heute

herrscht wieder Frieden auf Erden.

 

Wenn das so einfach wäre mit dem Frieden und dem Guten.

Wenn wir nichts selbst zutun müssten und ein Engel oder eine „Heerschar (?) das erledigte, während wir weiterhin in Maßlosigkeit, Habgier, Neid und Ignoranz lebten?

 

Das geht doch nicht. Ich bin auf jeden Fall entschlossen, meinen Teil beizutragen, damit Gutes spürbar wird und Frieden wachsen kann in der Welt.

 

Mit Flöten oder Geigen schaffe ich das nicht und auch nicht alleine. Da braucht es viele Menschen und vor allem solche, die das Gute wollen, die offen sind für andere Menschen, die das Ganze sehen möchten und nicht nur sich selbst, die den Wert des Lebens schätzen und die Erde und diejenigen, die auf ihr wohnen, schützen möchten.

 

„Verlupf Dich nicht“, sagt vielleicht der ein oder andere jetzt, „das ist ein recht großes Ziel!“ Ja, das ist es und wir sind klein, aber nicht zu klein. Der handgeschnitzte Flötenengel, der meiner Mutter gehört hatte, ist gerade einmal vier Zentimeter groß.

 

Auf die Größe kommt es beim Gutsein nie an – eher auf den Mut und die Zähigkeit, das Ziel erreichen zu wollen.  Und diese Zähigkeit braucht man wahrlich. Wenn das Gutmenschsein verunglimpft und „Querdenken“ missbräuchlich begriffelt wird, braucht es einen langen Atem und gute Menschen, die nicht nur in der Linie denken.

Und zu diesen zähle ich Euch, Ihr Lieben.

 

Habt eine erholsame, gut behütete  Nacht!  ...