Adventsabendlied 2: "O du stille Zeit"

Liebe Familie, liebe Freundinnen, liebe Freunde,
 
den Text zum heutige Adventsabendlied hat mein erster Lieblingsdichter, den ich auch im Abitur als mündliches Thema gewählt hatte, geschrieben:
Der oberschlesische Romantiker Josef von Eichendorff.
 
O du stille Zeit,
Kommst, eh wir´s gedacht
über die Berge weit,
über die Berge weit
Gute Nacht!

In der Einsamkeit
rauscht es nun so sacht,
Über die Berge weit,
über die Berge weit,
Gute Nacht!

In der Anlage findet Ihr die etwa 50 Jahre alte Aufnahme mit dem SDR-Kinderchor unter Leitung von Paul Holstein, bei der unsere Freundin Ute und ich auch mitgesungen haben. Ein schönes, ruhiges Lied, das wohl tut und einen runterbringt vom Tempo des Tages.

Die stille Zeit - ich genieße sie frühmorgens, wenn noch keiner wach ist, schreibend am Schreibtisch, dann gehen meine Gedanken auf Wanderschaft.

Die stille Zeit - ich habe sie immer in den Bergen genossen, vor allem in der Bergeinsamkeit ganz oben.

Deshalb füge ich Euch ein 40 Jahres altes Foto ein von meiner Wanderung über den Zillertaler Höhenweg, der in 8 Etappen durch die berauschende Landschaft der hochalpinen Zillertaler Alpen führt und für dessen Bezwingung es sich lohnt, als Wanderer insgesamt 7.644 Höhenmeter zu bewältigen. Wenn ich mich recht erinnere, stehe ich da auf der Mörchenscharte (2872m).

Dass es sich lohnt, seht Ihr auch auf dem zweiten Foto dieser Wanderung: Eichendorff, der in seinem Gedicht die blaue Blume nirgends findet, hätte diesen Weg gehen sollen - dort habe ich sie gefunden, die blaue Blume. 

Auch wenn ich aus der Generation stamme, in der man die "blaue Blume" rot färben wollte, suche ich gerne immer wieder nach der romantischen Blume der Liebe und Unendlichkeit.  

Über die Berge weit in Begleitung zu gehen, die wunderbaren Eindrücke und das Entdecken der "blauen Blume" zu teilen ist ein besonderes Glück. Ich freue mich und bin dankbar, dass ich mit jedem von Euch immer wieder ein Stück auf der Wanderung meines Lebens gehen durfte und darf.

Vielleicht ich Euch heute mit diesem Abendlied dazu anregen, an Eure "blaue Blume" zu denken, an Eure Suche nach ihr, die Hoffnung sie zu finden und die Freude über den Weg, den man bei der Suche bewältigt.

Ich wünsche Euch eindrucksvolle Wege, die Euch Kraft geben und viel Freude beim Suchen nach Eurer "blauen Blume".

Gute Nacht wünscht Euch

...

 P.S.: Hier das Gedicht von Josef von Eichendorff

Die blaue Blume

Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.

P.P.S.: Vertont wurde "O du stille Zeit" vom österreichischen NS-Komponisten Cesar Bresgen , an dem das Mozarteum weiterhin festhält.