Menschen, die mich präg(t)en: Daniel Ellsberg


1971 - Wirtemberggymnasium Stuttgart - Schuljahresende - 

 

Die Klassenlehrer*innen bitten Schüler*innen, die besonders guten Noten im Zeugnis zu erwarten haben oder die sich für ihre Schule ehrenamtlich besonders engagieren, einen Buchwunsch zu notieren.

 

Auch mein Buchwunsch wird an das Rektorat weitergeleitet.

Ich erfahre nie, wer sich zuerst oder wer insgesamt sich über das Buch aufregte, das ich so unbedingt lesen und bekommen wollte und das offenbar als "Belobigungsbuch" für die Schülerin, die zwar keine Traumnoten hat, aber mit viel Engagement die Schülerbücherei aufbaut und betreut, nicht geeignet scheint. Die Reaktion des Schulleiters war jedenfalls so ähnlich wie die meiner Mutter, nachdem sie die Schallplatte (Degenhardt), die ich mir zum Geburtstag gewünscht hatte, bei dem Radiogeschäft am Ort abgeholt hatte: Mein Wunsch schien in keinster Weise angemessen und meine Mutter fühlte sich blamiert mit mir. Vermutlich fühlte sich mein Rektor zwar nicht blamiert mit mir, aber er hat wohl überlegt, ob er mir diesen Buchwunsch erfüllen und mir das Buch überreichen darf. Nun, es gab ja keine öffentliche Überreichung und meine Eltern würden das Buch sicher nicht lesen.

 

"Ich erkläre den Krieg"

 

Welch mehrdeutiger Titel!

Ich verschlang das Buch und verstand vieles nicht auf Anhieb, aber klar und deutlich war mir sofort: Der Verfasser kommt meiner Haltung gegen Krieg und Lüge und meiner Sehnsucht nach einer menschlichen Gesellschaft, die das Leben in Frieden und Gemeinschaft hütet und pflegt, entgegen.

 

50 Jahre später sind seine Gedanken glücklicherweise immer noch klar und seine Worte weiterhin hörbar, lesbar und so wichtig.

Sein Engagement für den Frieden ein Lebensthema - wie meines.

Seine Unterstützung für die Wahrheitsaufdecker, die man Whistleblower nennt, hoch und seine Warnungen vor einem weltzerstörenden Krieg leider immer noch überhörbar, wenn man weghört.

 

Denjenigen, die nachdenken und lesen wollen, seien seine Bücher empfohlen.

Denjenigen, die zuhören wollen, sei dieses Interview empfohlen.

Denjenigen, die sich auseinandersetzen wollen, sei seine Webseite und ein Kontakt empfohlen.