Einen schönen guten Abend, liebe Familie, liebe Freundinnen, liebe Freunde,
die Anregung einer Freundin, in meinen "weiteren Schätzen" zu kramen habe ich ernst genommen und ich habe nachgeschaut, ob da eine Geschichte oder ein Gedicht ist, das jetzt auch passt.
Dabei ist mir das Gedicht "Wenn es nach mir ginge" wieder in die Hände gekommen, das in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 1999 geschrieben habe. Auch 21 Jahre später passt es für mich. Es ist ein
kindlicher Wunsch, dass es nach mir gehen sollte und auch als Erwachsene verspüre ich immer wieder diesen Wunsch. Natürlich weiß ich, dass es nicht nach mir geht und dass es besser nach der
Vernunft der Vielfalt gehen sollte.
Vielleicht ist mir dieses Gedicht heute deshalb eingefallen, weil die Vielfalt der Meinungen so schwer zu erfahren ist im Moment und weil die Regierung nun beginnt, auf den Rat der
multiprofessionellen Mitglieder der Wissenschaftsakademie Leopoldina zu hören - anders als zu Beginn dieser unsäglichen Zeit.
Vielleicht ist mir deshalb heute auch eingefallen, welches Musikstück ich Euch schicken könnte: "All we like sheep" aus dem Messiah von
Georg Friedrich Händel. Am 13. April 1742 ist es in Dublin/Ireland uraufgeführt worden.
Die Aufnahme, die ihr hört, ist Teil der
"Happy Birthday Händel"-Aufführung in Halle. Charly und ich haben das Oratorium in den letzten Jahren immer im Februar dort mitgesungen - zusammen mit
ca. 450 Menschen aus aller Welt - immer unter der wunderbaren Leitung des irischen Dirigenten
Proinnsias Ó Duinn. Beim letzten Mal war auch ein Freund und Kollege von Charly mit von der Partie. Im Anhang sehr Ihr mich mit dem leider
zu jung verstorbenen Händel-Darsteller aus Halle direkt vor der Messiah-Aufführung 2016.
"All we like Sheep" ist die 23. Nummer, die sich im zweiten Teil des dreiteiligen Oratoriums findet, der die Passion und Auferstehung behandelt. Der Text bezieht sich auf Jesaja 53, 6: "Wir
gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn."
Wir mögen Schafe, doch sind wir keine.
Meine Hoffnung bleibt, dass wir nicht wie Schafe in die Irre gehen, sondern dass die Vernunft der Aufklärung, die Erkenntnisse unterschiedlicher Wissenschaften und der couragierte Verstand jedes
einzelnen Menschen dazu beitragen, dass wir die schwere Zeit gut überwinden und daraus lernen können.
Beim Hören der Musik denke ich heute besonders an meine liebe Freundin Julie in England, die ich Ostern 1975 kennenlernen durfte und die schon längst als eine Schwester zu meinen "Wahlverwandten"
gehört. Julie darf ihre 102-jährige Mutter derzeit nicht mehr besuchen - ihnen und ihrer Familie ganz liebe Grüße and all the best! Im Anhang seht Ihr Julie und mich 1975 in im Garten bei ihrem
Haus in Chelmsford.
Wir hoffen auf ein Wiedersehen in England, in Stuttgart, in Halle von 25.-27. Februar 2021 oder in Dublin oder
Ostern 2021 bei "Messiah in Kapstadt" und mit Euch allen sobald
es wieder geht....
Viel Freude beim Anhören der Musik, beim Betrachten der Bilder und beim Lesen des Gedichts (s.u.).
Eure lieben Gedanken begleiten mich wohl und sicher durch diese Zeit und bestimmt auch durch die kommende Nacht - vielen lieben Dank!
In Gedanken an Euch und mit den besten Wünschen für eine gute Nacht ...
Wenn es nach mir ginge
Ja, wenn es nach mir ginge,
dann schwiegen ab heute die Waffen.
Wenn es nach mir ginge,
dann könnten die Menschen es schaffen,
das Leben in Ehrfurcht vor der Natur zu genießen -
die Pflanzen der Hoffnung würden überall sprießen.
Wenn es nach mir ginge,
dann müsste niemand hungern,
dann müsst´ niemand auf der Straße `rumlungern.
Die Ehrfurcht vor dem Leben machte alle frei
von Unterdrückung, Zwängen und Quälerei.
Wenn es nach mir ginge,
fühlte sich niemand allein,
niemals müsste jemand mehr einsam sein,
der nicht die Einsamkeit hätte selbst gewählt -
kein Alleinsein mehr einen Menschen quält.
Wenn es nach mir ginge,
hallte die Welt ständig wider
vom Lachen der Kinder und ihrer Lieder,
vom Lachen der Menschen rund um die Welt,
die wissen, dass nur eines zählt:
Das Leben dankbar anzunehmen
und teile die schwere und angenehmen
Stunden mit and´ren,
die man gefunden.
Wenn es nun doch nach mir ginge,
wenn´s vielleicht wirklich so ginge,
wenn ich nicht alleine so denk´,
dass das Leben ein Geschenk.
Ein Geschenk zum Verteilen,
ein Geschenk zum Verweilen,
ein Geschenk zum Genießen
und wenn wir´s begießen
mit unserer Leben,
dann wird es erblühen und es wachsen ihm Triebe.
1./2. Mai 1999